Mitgefühl mit mir selbst?

Immer wieder kommen Patienten und Patientinnen zu mir, die es mit Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit schaffen, anderen Menschen freundlich und mitfühlend zu begegnen. Doch genau diese Menschen haben diese Freundlichkeit oft nur für andere zur Verfügung, nicht für sich selbst. Die eigenen Tätigkeiten, die eigenen Qualitäten und das eigene Äußere werden oftmals erbarmungslos kritisiert.

 

Viele von uns kennen diese inneren Stimmen, die sich in Momenten des Scheiterns auf uns stürzen. Ursprünglich dachte man, dass Strafe und Tadel zu mehr Leistung motiviere.  Doch das Gegenteil ist der Fall! Unter dem Gewicht so manchen inneren Kritikers zerbröselt unser sensibles Selbstwertgefühl nur allzu oft und wir geben auf.

 

In der Psychotherapie hat es sich als hilfreich erwiesen, gezielt Übungen zum „achtsamen Selbst-Mitgefühl“ („mindful self-compassion“, kurz MSC) einzubauen. Dabei geht es nicht darum, sich selbst zu bemitleiden, sondern unter anderem gute Wünsche („Möge ich in Frieden leben! Möge ich in Leichtigkeit leben! Möge es mir gut gehen!“) gezielt an die eigene Person zu adressieren.

 

Ziel ist es, sich selbst mit derselben Freundlichkeit und demselben Mitgefühl zu begegnen, mit dem wir einem geliebten Menschen begegnen. Wir alle machen Fehler und fühlen uns manchmal unzulänglich. Genau das verbindet uns!

 

Weitere Informationen und Übungen (in Englisch!) zu Achtsamem Selbst-Mitgefühl (self-compassion) unter http://self-compassion.org/.